Umgang mit dem Pferd in der Schwangerschaft

Foto: Anna Petker

3 Tipps, wie Ihr stressfrei durch „andere Umstände“ kommt

Ursprünglich hatte ich diesen Artikel geschrieben, um die Erfahrungen aus meiner Schwangerschaft zu teilen. Beim Veröffentlichen ist mir allerdings aufgefallen, dass das Thema viel allgemeiner ist. Nicht nur rund um Schwangerschaft und Geburt muss man sein Pferd zwischenzeitlich fremd versorgen lassen. Auch nach einer Operation, einem Unfall oder bei einem längeren Auslandsaufenthalt ist dies der Fall. Da meine aktuelle Erfahrung das Beispiel „Schwangerschaft“ ist, habe ich den Artikel belassen, wie ich ihn ursprünglich geschrieben habe. Es dürfen sich aber gerne auch alle Männer und sonstige Nicht-Schwangere angesprochen fühlen!

Ich weiß nicht, wie es Dir geht. Für mich war die Entscheidung schwanger zu werden durchaus mit gemischten Gefühlen verbunden. Ja, zu meiner Lebensplanung gehört eine Familie mit eigenen Kindern dazu. Aber gleichzeitig liebe ich auch mein Leben in Unabhängigkeit und Freiheit. Ich liebe meine Arbeit, ich liebe es mich so um unsere Pferde zu kümmern, wie ich es als optimal empfinde und der Gedanke eben das nicht mehr tun zu können, macht mir gelegentlich Angst.

Falls es Dir ähnlich geht, möchte ich hier ein paar Tipps mit Dir teilen, die mir geholfen haben, die Zeit der Schwangerschaft (fast) ohne schlechtes Gewissen meinem Pferd gegenüber zu überstehen.

1. Entspann Dich

Die Schwangerschaft ist der Beginn eines völlig neuen Lebensabschnittes. Es ist okay, wenn Du Deine Ansprüche an Dein Pferd erstmal etwas herunterfährst. Überlege Dir, wo euer Minimum liegt: Was braucht Dein Pferd wirklich, um körperlich und mental gesund zu bleiben? Alles darüber hinaus ist schön wenn es klappt, bringt aber unnötigen Stress, wenn es mal nicht zu erreichen ist.

Das nötige Minimum an Beschäftigung für Dein Pferd ist abhängig von vielen Faktoren. Vorerkrankungen, die Haltungsform, die aktuelle Fitness und das Alter sind nur ein paar Kriterien. Wenn Du Dir unsicher bist, rede mit Fachleuten in Deinem Umfeld, wie sie Dein Pferd und eure Situation einschätzen. Dein Tierarzt, Pferdeosteopath und auch Reitlehrer kennen euch und können Dir sicher weiterhelfen.

So ist es für ein 13-jähriges, gesundes Freizeitpferd, das im Sommer ganztägig mit der Herde draußen steht und gerne mit den Kumpels spielt, für einen gewissen Zeitraum durchaus ausreichend, wenn es 1-2x pro Woche bewegt wird.

Bei einem 6-jähriges Sportpferd in Boxenhaltung mit täglichem Paddockgang und einem PSSM-Befund kommt man um die tägliche zusätzliche Bewegung nicht drum herum.

2. Suche Dir Hilfe

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Manchmal geht es ganz schnell, dass man von jetzt auf gleich komplett pausieren muss. Ohne dass man sich vorher schlecht fühlt oder sonstige Vorzeichen wahrnimmt. Für solche Situationen solltest Du unbedingt einen Notfallplan haben, den Du dann aktivieren kannst.

In diesem Notfallplan hast Du Dir vorher überlegt, wie die Minimalversorgung Deines Pferdes gewährleistet werden kann und zwar komplett durch Andere. Wer diese Personen sind, hängt wieder stark von Deiner individuellen Situation ab. Vielleicht möchtest Du, dass Dein Reitlehrer Beritt macht, vielleicht hast Du eine Reitbeteiligung oder Freunde/Familie können Dir aushelfen. Hilfreich ist auch, noch eine Person „in Reserve“ zu haben, falls spontan jemand aus Deinem Notfallplan ausfällt.

Sprich mit diesen Personen vorher ab, was und wie oft sie mit Deinem Pferd machen sollen und nutze die Zeit, in der es Dir gut geht, um sie bei Bedarf mit Deinem Pferd vertraut zu machen.

Am einfachsten ist es sicherlich, wenn Du Dein Pferd mit gutem Gefühl von Anderen reiten lassen kannst. Aber auch falls das keine Option ist, kannst Du Dein Pferd longieren lassen, auf Spaziergänge oder als Handpferd mitgeben, es klassisch an der Hand oder am Langzügel arbeiten lassen oder was Dir sonst wichtig ist, wie Dein Pferd gearbeitet werden soll. Vielleicht gibt es ja auch jemanden, der mit Deinem Pferd bei Deinem Reitlehrer Unterricht nehmen möchte?

Sinnvoll ist darauf zu achten, dass die Tage, an denen Dein Pferd gearbeitet wird, möglichst gut über die Woche verteilt sind und gerade wenn Du das Training stark reduzieren musst, Leistungsspitzen vermieden werden. Das bedeutet, dass wenn Dein Pferd 5 Tage die Woche steht, ein 3-stündiger Ausritt am Wochenende mit viel Galopp mehr schaden als nutzen wird.

3. Übe in der Zeit, so hast Du in der Not

Ich wurde während meiner Schwangerschaft immer wieder skeptisch angeschaut, wenn es darum ging, ob ich gegen Ende überhaupt noch zu meinem Pferd gehe. Viele fanden es zu riskant: Mein Pferd könne mich ja anrempeln oder gar umrennen.

Stimmt, könnte mein Pferd. Aber: Sowas ist tatsächlich Erziehungssache. Wo wir, während es uns gut geht, vielleicht noch bereit sind Kompromisse einzugehen, wird der Spielraum auf einmal sehr eng, wenn wir Verantwortung für ein neues Leben tragen.

Deshalb, mein dritter Tipp: Wenn Dein Pferd noch gelegentlich „Marke Panzer“ ist, investiere frühzeitig in guten Bodenarbeitsunterricht. Jedes Pferd kann lernen auf seinen Menschen Rücksicht zu nehmen. Und wenn Du nicht mehr ganz so gut beweglich bist, wirst Du umso dankbarer sein, wenn das Alltagshandling mit deinem Pferd entspannt funktioniert und Du nicht ständig auf der Hut sein musst.

Ebenso kann es bereichernd sein, ein paar schöne Bodenarbeitsweisen zu erlernen. Denn Reiten in der Schwangerschaft ist nicht zwingend nur eine Frage von „Vertraue ich meinem Pferd?“, sondern teilweise auch einfach ein Gesundheitsthema. Umso schöner ist es, wenn man ein paar Möglichkeiten hat, mit seinem Pferd effektiv zu arbeiten, auch wenn man nicht reiten darf. Das Angebot hierfür wird immer vielfältiger und als Reiter kann man schauen, was zu einem selbst und dem eigenen Pferd passt: klassische Handarbeit, Dualaktivierung/Equikinetic, Longenkurs nach Babette Teschen, Freiarbeit im Round Pen oder gymnastische Zirzensik sind nur ein paar der möglichen Optionen.

Zudem kann eine bewusst ruhigere Phase auch eine Chance sein: um die Beziehung zu Deinem Pferd zu intensivieren, um ganz neue Seiten an Deinem Pferd zu entdecken oder um Gesundheitsthemen anzugehen. Vielleicht ist Dein Pferd in letzter Zeit nicht mehr so motiviert oder es hat immer mal wieder leichte Rückenprobleme. Raus aus dem Alltag und einige reitfreie Wochen können helfen, nach der Schwangerschaft und den ersten Wochen mit Baby wieder mit neuer Energie durchzustarten.

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